Der Ochse und der Metzger

CW: Mobbing, Gewalt gegen Kinder

Vor ein paar Tagen habe ich meinen Tröt zu den FediSingles geschrieben. Jetzt meinten zwei Freundinnen, dass ich das eher negativ formuliert und meine ganzen guten Seiten nicht gewürdigt hätte. Nun kann ich allerdings wirklich nicht gut über mich selbst schreiben und eine Freundin hatte dann die Idee, dass ich als mein Alter Ego (der Ex-Imperator) schreibe. Leider sind dafür 500 Zeichen nicht ausreichend, deshalb mache ich das hier. Also, dann starten wir da jetzt mal rein. Bitte anschnallen nicht vergessen.

#EigeneGeschichte #depression #NotJustSad

Ich bin zerknirscht! Ja, zerknirscht. Ich sitze hier auf Hoth im Eis fest und ich könnte mich selbst ohrfeigen, weil ich es dazu habe kommen lassen. Möglicherweise habe ich auch genau das schon ein paar Mal zu oft getan in den letzten Tagen. Rek’kon Zuriv, Lord der Sith und Imperator … also … ja gut ... ehemaliger Imperator. Aber trotzdem. Verdammt!!!

Als die Nachricht von Jumpfruit übers Holonetz reinkam war ich schon etwas erstaunt. Was bin ich denn? Ein Dating-Coach oder was? Junge, ich habe mein Imperium verloren, weil dieses … dieses … LAMINAT mir innerhalb von Sekunden den Kopf verdreht hat. Sollte ich wirklich Tipps fürs Onlinedating geben? Andererseits … er ist mein größter Fan und ich lebe mietfrei in seinem Kopf, also sollte ich vielleicht etwas zurückgeben.

Es geht also diesmal nicht um mich (schlimm genug) sondern um Joachim. Ich kann euch sagen, hier in seinem Kopf zu leben ist echt komfortabel. Da ist so viel Platz, dass das ganze Star Wars Universum hier problemlos reinpasst und gleichzeitig noch Platz für viel anderen Kram ist. Hmmm … das hört sich vielleicht nicht so positiv an, wie ich es gemeint habe … Aber wenn der mich nach sowas hier fragt, ist dem ja auch völlig klar was dabei rauskommt.

Jetzt sollte ich vielleicht mal beschreiben, wie er so als Mensch ist. Man sagt ihm nach er sei nett, humorvoll und habe ein riesiges Herz …

Ok, Stop! So geht das nicht!

An dieser Stelle musste ich abbrechen, weil ich erstmal 10 Minuten heulen musste. Was zur Hölle tue ich hier eigentlich?

Onlinedating war für mich immer schon schwierig, frustrierend und erniedrigend. Ich habe das immer ernst genommen, mir Mühe gegeben, versucht die tollen Tipps zu beherzigen, die man so bekommt.

Netter Text über dich selbst, das Profil vollständig ausfüllen, dabei aber immer authentisch sein und gleichzeitig aus der Masse herausstechen. Ein tolles, hübsches, perfektes Foto … ok, sowas gibt es von mir nicht. Bloß nicht zu verzweifelt klingen. Niemand möchte einen Partner, der verzweifelt ist.

Ich kam mir immer vor wie auf dem Viehmarkt. Ich, der lahme, hässliche Ochse den niemand will. Mir ist bewusst, dass es vielen so geht, aber mit einer sozialen Phobie ist auch Onlinedating schon schwer genug.

Die Wahrheit ist, ich bin verzweifelt. Natürlich bin ich das. Alles, was ich mir in meinem Leben wünsche ist etwas Liebe. Nur ein Bisschen. Ich bin mit echt wenig zufrieden, denn ich wurde noch nie geliebt. Ich war bestenfalls ein Werkzeug, das nach getaner Arbeit entsorgt wurde.

Schon meine Mutter hat mich gehasst weil ich kein Mädchen war und weil meine Geburt ihre völlig zerstörte Ehe nicht wundergeheilt hat. Im Kindergarten war ich der Außenseiter, weil wir aus einem anderen Ort zugezogen waren, der grade mal 10Km entfernt lag. Das reichte schon aus, um Unterschriftenaktionen zu starten, damit wir wieder verschwinden sollten.

Also wurde ich gemobbt und fertig gemacht. Von den Kindern, von den Erzieherinnen. Später in der Schule dann eben von den Lehrer*innen. Zu hause hat meine Mutter dafür gesorgt, dass ich quasi täglich vom Stiefvater verprügelt wurde.

Ich war der Junge, der keine Freund*innen hatte. Mit dem niemand etwas zu tun haben wollte. Der acht Klassenkamerad*innen zum Geburtstag einlud, die alle zusagten und dann niemand kam.

Ich war der junge Mann, der immer versucht hat dazu zu gehören und sehr viele, auch sehr große Fehler gemacht hat.

Ich bin der Mensch, der nicht in diese Welt gehört und trotzdem von allen Seiten immer wieder dazu gedrängt wird so zu tun, als wäre es anders.

Ich bin der Idiot, der um jede Sekunde Zeit mit seinen Kindern kämpfen muss. Der sich einfach nur wünscht, dass es da draußen einen – nur einen einzigen – Menschen gäbe, der mich nicht nur mag sondern liebt.

Ich bin immer nur falsch. Ich bin nie genug und egal wie sehr ich mich anstrenge ist es nie ausreichend.

Ich möchte nur ein einziges Mal nicht alleine einschlafen und aufwachen müssen. Die Wärme eines anderen Menschen spüren und mich einfach mal anlehnen dürfen.

Stattdessen stehe ich hier krank und hässlich auf dem Viehmarkt und versuche nicht zu verzweifelt zu gucken, während die Menschen an mir vorbei gehen und mich nur angewidert anschauen.

Ich habe so viel zu geben. So viele Liebe, Leidenschaft, Empathie. Niemand möchte auch nur einen Krümel davon haben.

Ja, ich bin verzweifelt. Vielleicht findet sich ja ein Metzger hier, der diese Qual einfach beendet. Zur Belustigung aller anderen.