Eazy Peazy Lemonsqueeze
Ich habe zum ersten Mal einen PC selbst zusammengebaut. Und weil ich ein Blog habe, müsst ihr jetzt lesen wie das so war … also … ähm … wenn ihr wollt.
„Das ist kein Ding. Einfach Teile bestellen, zusammenbauen und fertig.“ „Das ist wie Lego. Da kannst du gar nichts falsch machen.“ „Das dauert maximal ne halbe Stunde.“
Solche Sprüche habe ich oft gehört, wenn es darum ging, dass ich einen neuen PC brauchte und mir dann von anderen sofort gesagt wurde, dass selbst zusammenbauen ja viel einfacher und billiger ist. Und außerdem hätten ja all die Leute in den Unternehmen, die Custom Computer verkaufen, keine Ahnung, wie man die Dinger richtig zusammenbaut.
Das waren dann in der Regel Leute, die schon seit Jahren, bis Jahrzehnten mit solcher Hardware vertraut sind und die dir im Schlaf erzählen können, welchen Bustakt welche DDR-Version ermöglicht.
Meine Vorkenntnisse waren da etwas … ähm … grundlegender. Also natürlich weiß ich wie ein PC von Innen aussieht und natürlich habe ich schon Karten, Festplatten und RAM ausgetauscht und letztes Jahr sogar mal ein Netzteil eingebaut, aber so wirklich von grundauf einen PC gebaut habe ich noch nie. Und ich hatte (und habe) sehr viele Wissenslücken in dem Bereich.
Also setzte ich mich hin und fing an Teile zu suchen. Ein günstiges Gehäuse, denn RGB und son Kram brauche ich nicht. Ein Intel i7 oder i9 sollte es werden … mal schauen, wie der Preisunterschied ist. Ein Board, das damit umgehen kann und … oh … DDR5. Dann natürlich eine M.2 SSD und ordentlich RAM. Dann ein CPU Kühler, der die Wärme gut wegbringt, am liebsten als Wasserkühlung. Zum Schluss dann noch ein Netzteil, das dem gewachsen ist.
An dieser Stelle mal ein sehr großes Danke an alle, die mir Feedback gegeben oder auch nur meinen Tröt dazu geboosted haben! Das war echt super und hat letzten Endes zu einem viel besseren System mit einem AMD Ryzen 7 geführt.
Nach der Bestellung der Teile fingen dann die Zweifel an. Kannst du das wirklich? Was machst du, wenn du was kaputt machst? Und dann machte ich einen Fehler. Ich öffnete Youtube. Einfach nur mal schauen, wie man so ein Mainboard richtig einbaut. Und einen Prozessor oder CPU Kühler habe ich ja auch noch nie eingebaut.
Ich bin also in ein Rabbithole aus „Wie baut man das ein?“, „Tipps und Tricks“ und „Wieviel Wärmeleitpaste braucht man eigentlich?“ gefallen und war mehrere Tage da drin. Aber der wirklich größte Fehler waren die „Diese 7 Anfängerfehler solltest du vermeiden“ Videos. Ja ich weiß … ich war doch nur neugierig.
Dann also der große Tag. Das letzte Teil kommt per DHL an und das große Bauen kann beginnen.
Mein Tipp für alle, die das ebenfalls zum ersten Mal machen: Nimm dir Zeit!!!!!!
Ich habe letzten Endes 5 – 6 Stunden gebraucht, um den Rechner zu bauen, aber es war wirklich wichtig zwischendurch dann einfach mal Pausen zu machen. Das Ding muss nicht in 5 Minuten fertig sein. Lass dir Zeit und wenn du dich grade überfordert fühlst, mach ne kurze Pause, trink was. Lies noch mal nach, was in der Anleitung steht / schau dir das Installationsvideo vom Hersteller noch mal an und mach erst weiter, wenn du wieder ruhiger bist.
Ich habe also auseinandergebaut, zusammengesteckt, neu zusammengeschraubt und mich durch Schrauben, Halter und Kabel gewühlt. Und ich muss dazu zwei Dinge sagen:
Heilige Scheiße sind die Anleitungen von den Herstellern schlecht. Wenn überhaupt eine dabei (oder herunterzuladen) ist und nicht nur ein QR-Code zu nem oberflächlichen Video auf der Packung ist … oder eben gar nichts.
Die ausführliche PDF-Anleitung vom Mainboard ist der MVP des Tages. Es war zwar etwas fummelig da auf dem Smartphone immer wieder durchzuscrollen, aber die Infos, die da drin standen, haben mir so manche Situation mit anderen Teilen gerettet.
Ein Beispiel: ARCTIC Liquid Freezer III Pro 360 (Wasserkühlung). Anleitung? Ein QR-Code zu ner Webseite auf der Packung. Da kann ich dann auswählen, ob ich AMD oder Intel damit kühlen möchte, es gibt eine Art Quick Installation Guide in 3 oder 4 Schritten und ein „detailliertes Installationsvideo“.
Das Video ist der Quick Installation Guide, gepaart mit schlechten Kameraeinstellungen und ständigen Texteinblendungen. Ich bin der Anleitung dann Schritt für Schritt gefolgt und als es darum ging die Pumpe auf die CPU zu schrauben, ging es nicht. Mehrere Versuche, mehrmals das Video schauen, nichts. Die Schrauben waren zu weit oben.
Also erstmal Pause, aufs Bett gesetzt, was getrunken und das Video nochmal geschaut. Und dann habe ich es gesehen. Die Halterungen müssen bei einem AMD Prozessor UMGEDREHT werden! Keine Erwähnung irgendwo, kein Hinweis, nichts.
Nachdem ich also stundenlang alles zusammengebaut und 20 Liter Flüssigkeit ausgeschwitzt hatte, war der Rechner endlich fertig. Feierlich brachte ich ihn zu seinem Bestimmungsort, steckte alle Kabel ein, Netzschalter auf an, Startknopf drücken und … nichts.
Einfach nichts. Nochmal gedrückt. Keine Änderung. Vor meinem Inneren Auge liefen die vergangen Stunden nochmal ab um herauszufinden wo ich einen Fehler gemacht hatte. Aber halt! Erstmal Kabel und so nochmal prüfen. Und sagen wir es mal so: Wenn du aus Versehen den Netzschalter schon beim Einbau auf „An“ geschaltet hast, dann ist das An-Stellen in Wirklichkeit ein „Aus“. Jaja … lacht nur. Ich war an diesem Punkt kurz vorm Nervenzusammenbruch.
Dann jetzt aber wirklich, einschalten und der Rechner erwacht. Kurze Zeit später dann das BIOS Setup. Erstmal auf die neueste Version Updaten und dann ein Speicherproblem. RAM aus- und wieder eingebaut und noch ein paar andere Spielchen versucht. Weiterhin Speicherproblem. BIOS Update nochmal gemacht und dann lief es.
Die folgenden knapp 8 Stunden habe ich dann mit Installation von Windows 11 und meinen Programmen und so weiter zugebracht. Ok, seien wir ehrlich. Ich war darauf gut vorbereitet und das hat insgesamt eher so 4 Stunden gedauert. Den Rest der Zeit habe ich versucht, Windows den ganzen Bullshit abzugewöhnen, den dieses Betriebssystem mittlerweile so macht. Schon bei der Installation dieses „Hey, möchtest du nicht all unsere kostenpflichtigen Services buchen?“ … Nein! Ich möchte ein OS installieren und keine Verkaufsshow sehen.
Ja, ich weiß, Linux ist besser und schneller und kostenlos und all das. Nein, fürs Gaming erfüllt es noch nicht meine Bedürfnisse. Gaming ist aber 80% dessen, was ich am PC mache.
Mein Fazit: Ist einen PC selbst zusammenbauen, als Anfänger*in also ein Kinderspiel? Natürlich nicht. Es ist stressig, überfordernd und an mehreren Punkten möchte man das Universum anschreien, weil es überhaupt existiert.
Aber hey, so ist das mit ersten Malen. Es nicht zu tun ist dann eben auch nicht so wirklich eine Alternative. Ruhig bleiben und Pausen machen hilft. Langsam machen und sich bei jedem Schritt selbst etwas gut zureden hilft auch. Und der Erfolg spricht ja nun auch für sich. Frankensteinchen läuft und ist glücklich.
Ich kann aber auch sehr gut alle verstehen, die sich das sparen und stattdessen fertig-PCs kaufen oder eben die 200€ in die Hand nehmen und den Rechner bauen lassen. Ich werde jedenfalls so Gott will (sie ist ja schon sehr beschäftigt) so schnell keinen Rechner mehr selbst bauen. Vielleicht in 1-2 Jahren mal die RTX 3060 durch ne neuere Grafikkarte ersetzen. Aber dafür muss ich jetzt erst mal wieder sparen.
Auch das ist ein wichtiger Punkt. Ich lebe von Erwerbsminderungsrente. Es hat 6 Jahre gedauert, bis ich das Geld für diesen Rechner zusammen hatte. Vom Mund abgespart, im wahrsten Sinne des Wortes. Auch deshalb war die ganze Nummer so aufwühlend für mich. Wenn ich da was kaputt gemacht hätte, wären es Monate (wenn nicht Jahre) gewesen, bis ich es hätte austauschen können.
Aber es ist alles gut gegangen und nächsten Monat kaufe ich mir dann endlich den Landwirtschafts Simulator 25. Nach 1700 Stunden in den Vorgängern möchte ich auch im 25er wieder eigene Mods basteln und stundenlang die Karten erkunden.