Hoffnungslos

CW: Depressive Gedanken, Gewalt, suizidale Gedanken

Ich musste da grade mal was schreiben. Nein, es ist nichts schlimmes. Ja, es ist alles in Ordnung. Es musste nur mal raus.

#depression #NotJustSad #EigeneGeschichte

Und dann sitze ich hier und spüre wie die Tränen meine Wangen hinab laufen. Alles was ich sehe ist undurchdringliche Dunkelheit. Alles was in mir ist, ist eine Leere, die so tief in meine Seele reicht, dass ich das Gefühl habe, sie kommt hinter mir wieder heraus. Eine Leere, die nichts und niemand füllen kann. Eine Dunkelheit, die nichts und niemand erleuchten kann. Hoffnungslos. Schmerzhaft. Einsam.

Es verschlingt mich, presst mich durch einen Fleischwolf und erbricht mich wieder. Es gibt keinen Anfang, aber vor allem kein Ende. Immer weiter werde ich verschlungen.

Tausend Dinge schießen mir durch den Kopf. Erlebnisse. Von heute, gestern, letztem Jahr, vor zwanzig Jahren und weit davor. Schmerz. Erniedrigung. Scham.

Und Dunkelheit. Sie ist schon mein Begleiter solange ich denke konnte. Mit 7 Jahren wollte ich zum ersten Mal wirklich sterben. Sterben um diesem Leben zu entkommen. Der Gewalt, dem ausgeschlossen werden, dem immer falsch sein.

Damals hatte ich noch die Hoffnung, das würde alles besser werden, wenn ich 18 bin und dann endlich mein eigenes Leben leben kann. Heute weiß ich, dass ich dieses Gefängnis mitgenommen habe. Mitgenommen wohin ich auch geflüchtet, wie alt ich auch geworden bin.

Alles was ich immer wollte war dazugehören, genug und richtig sein. Geliebt werden. Bekommen habe ich Hass, Schuld, Ausgrenzung. Ich wollte ein Mensch sein und wurde zum Monster gemacht.

Mein ganzes Leben habe ich gekämpft. Gekämpft genug zu sein, dazu zu gehören, etwas Liebe zu verdienen. Bekommen habe ich Dunkelheit. Und diese unendliche Leere. Und das völlige Chaos in meinem Kopf. Stille. Ich wünsche mir Stille!

Ich habe gekämpft und immer wieder verloren. Immer wieder bin ich aufgestanden und habe weiter gekämpft. Trotz der Depression. Trotzdem ich keine Energie hatte. Immer war ich genug, nicht richtig. Ich habe weitaus mehr Energie verbrannt als ich hatte.

Immer war ich falsch. Meine Interessen, meine Hobbies, meine Art mich zu kleiden oder zu reden. Nie war irgendwas richtig. Immer musste ich mich rechtfertigen. Ich habe Gearbeitet bis zum völligen Zusammenbruch und als ich heulend am Boden lag und um Hilfe gebettelt habe, wurde ich weggestoßen, weil ich nicht genug getan hatte.

Ich habe Monat und Monat in Kliniken verbracht. Unzählige Medikamente und Therapien wurden an mir ausprobiert. Am Ende sogar 12 Elektroschocks ins Gehirn. Und als das alles nichts gebracht hat, war ich wieder schuld. „Sie müssen sich auch selbst helfen“ wurde mir gesagt und dann wurde ich aus der Klinik entlassen.

Und dann habe ich aufgegeben. Ich habe entschieden, nicht weiter zu kämpfen. Ich habe entschieden einfach liegen zu bleiben. Ich habe entschieden, nicht wieder die ewige Suche nach Therapie zu machen. Nicht wieder eine*n Ärzt*in zu suchen, die noch andere Medikamente ausprobiert.

Ich möchte nicht mehr gequält werden. Nicht mehr Versuchskaninchen sein. Nicht mehr all die Nebenwirkungen der Medikamente durchmachen. Nicht wieder in verständnislose Gesichter blicken, die mich nicht ernst nehmen oder mir mein Erleben absprechen.

Ich bin 41 Jahre alt und habe nun wirklich genug gekämpft, bin oft genug gefallen und habe weiter gemacht. Immer und immer und immer wieder. Ich möchte Stille. Einfach nur Stille. In meinem Kopf, meiner Welt, überall.

Heute sehe ich teilnahmslos dabei zu wie die Dunkelheit mich verschlingt. Fast so, als wäre ich gar nicht beteiligt. Es ist schon unzählige Male geschehen und wird noch viele Male geschehen. Aus diesem Kreislauf gibt es kein Entkommen!